Das Meeresangeln auf den sieben Kanarischen Inseln Teneriffa, Gran Canaria, Lanzarote, Fuerteventura, La Palma, Gomera und El Hierro ist vom Ufer aus deutlich anspruchsvoller als am heimischen Stillgewässer oder in Fluss. Das hat folgende Gründe:
1. Klares Wasser. Das Meerwasser ist das ganze Jahr über meist sehr klar, so kann der Angler zwar die Fische leicht erkennen, aber umgekehrt sehen die Fische auch den Angler bestens und neigen zur entsprechenden Vorsicht. Wenn erfahrene einheimische Angler beispielsweise Salemas in direkter Ufernähe angeln, so wählen sie ihren Angelplatz so aus, dass die Angelspitze zwar über dem Angelplatz gehalten wird, aber der Angler selbst hält einen gewissen Abstand vom Felsenrand ein, um von den Fischen nicht gesehen zu werden. Außerdem können Fische im klaren Wasser auch die Angelschnur, das Blei und besonders dem im Sonnenlicht blinkenden Haken schon von weit her sehr gut erkennen. Sie können auch genau unterscheiden zwischen den Bewegungen des Anfütterungsmaterials und denen des Hakenköders. Daher ist eine natürliche Köderführung mit entsprechend langem Vorfach sehr wichtig. Ansonsten kann es passieren, dass Fische sich zwar in grossen Schwärmen am Angelplatz aufhalten, aber kaum ein Fisch wird gehakt weil der Köder sofort wieder ausspuckt oder den Köder von Haken abfressen wird.
2. Unbekannte und giftige Fischarten. Die Angelfische der Kanaren sind den meisten Anglern aus dem europäischem Festland völlig unbekannt. Sie sind erstaunt über die sehr farbenfrohen Fischarten (Fula negra, Vieja...). Auch die Fischnamen sind ganz neu (vgl. Tabelle mit span. und deutschen Fischnamen). Es gibt zudem einige giftige Fische auf den Kanaren, die jeder Angler kennen sollte, wie den Pez Araña (Petermännchen) oder Chucho und Raya, die Stachelrochen-Arten. Wer gestochen wird, der muss so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen. Einige Spezies sind geschützt.
3. Angelschein und Mindestmasse. Auch Touristen brauchen eine Angellizenz, die im jeweiligen Gobierno (lokale Inselregierung) einer jeden Kanarischen Insel zu erwerben ist. Durch mangelnde Spanischkenntnisse der meisten Urlauber ist der Erhalt zwar eine kleine Hürde, aber man darf nicht vergessen, dass es umgekehrt für Spanier viel schwieriger ist eine Lizenz in Deutschland zu erwerben weil hier Angelprüfungen und weitere Regelungen erforderlich sind. Den Angelschein gibt es auf Teneriffa im Gobierno der Hauptstadt Santa Cruz. Wer jedoch einen Wohnsitz angemeldet hat (Empadronamiento), der kann auch jeweils zu seiner zustänigen gemeindeverwaltung (Ayuntamiento) gehen. Tatsache ist allerdings, dass die meisten Touristen ohne einer entsprechenden Lizenz angeln weil die Kontrollen selten sind und bei Urlaubern bisher meist ein Auge zugedrückt wurde. Entgegen weit verbreiteter Meinung, sind auch beim Meeresangeln Mindestmasse einzuhalten; beim Erwerb der Angellizenz wird dazu eine Schautafel gegeben, die auch vorab kostenlos downloaded werden kann.
4. Gefahren beim Felsangeln. Angeln von den Felsen und hohen Klippen aus (Rockfisching) kann gefährlich sein. Die Felsen sind durch die Wirkung des Meerwassers und Algenbewuchs sehr glatt. Ausser im Strand- und Hafenbereich ist die Küste meist schroff und man muss über Klettereigenschaften verfügen und sollte Schwindelfrei sein. Oft wollen Kinder dabei sein wenn der Vater angelt und können sich verletzen. Nur auf Fuerteventura gibt es weite Sandstände, die anderen westlichen Inseln Teneriffa, Gran Canaria, La Palma, Gomera und El Hierro haben meist eine mehr oder weniger schwer zugängliche Felsenküste. Die Hafenbereiche sind zwar sicher, aber nicht in allen Häfen ist das Angeln gestattet.
5. Unberechenbarer Wellengang. Wellen erschweren das Führen des Köders. Zudem kann die Wellenhöhe beträchtlich schwanken. So kann es sein, dass wie aus dem nichts plötzlich nacheinander 2-3 grössere Wellen kommen, die deutlich höher sind als all die Wellen davor. Sie können mit Wucht gegen die Felsen schlagen und den Angler gefährden oder gar mitreissen. Im Winter ist der Wellengang höher und gefährlicher als in den Sommermonaten. Die Nordseiten der Inseln haben höhere Wellen als die im Windschatten liegenden Bereiche im Südwesten. Im Hafenbereichen spielen Wellen meist keine Rolle.
6. Wahl des Angelplatzes. Im Meer sind Fische viel ungleichmässiger verteilt als im Süsswasser. Ein optisch gut aussehender Angelplatz am Felsen muss noch lange nicht bedeuten, dass dort auch Fische sind. So kann man nicht damit rechnen jeden Tag einen guten Fang zu machen und sollte nicht mit zu grossen Erwartungen anreisen. Da es kaum jahreszeitliche Unterschiede in der Wassertemperatur und beim Wetter gibt, ist fast jeder Tag des Jahres ein Angeltag. Man schaut an welchen Stellen einheimische Angler fischen oder fragt im Hotel nach. Ortsunkundige Angler können bei geringem Wellengang am besten mit Schnorchel und Taucherbrille die Küsten selber erkunden und feststellen wo sich die Schwärme aufhalten. An Stellen, wo der Diademseeigel weite Flächen zerstört hat, gibt es weniger Fische als an noch unberührten Stellen. An Badestränden ist das angeln zwar verboten, aber am späten Abend oder nachts sind Angler zu sehen, weit auswerfen ist nicht notwendig, viele Fischarten halten sich im direkten Uferbereich auf. Es gibt immer im Bereich von Stränden einige Zonen, die besonders viel Fische enthalten. Gute Standorte sind immer die Häfen. Allerdings gibt es im jeden Hafen Bereiche wo angeln nicht erlaubt ist.
7. Stärkeres Angelgerät nötig. Meeresfische kämpfen weitaus besser als jene aus dem Süsswasser, daher muss die Schnur dicker gewählt werden, denn sie wird auch mehr durch den Kontakt mit Steinen und Felsen beansprucht.
8. Neue oder abgeänderte Angelmethoden:
Posenangeln
Im Gegensatz zum Süsswasser sind beim Posen- und Grundangeln 3 Haken pro Angel erlaubt. Daher verwenden die einheimischen Angler meist Paternostersysteme mit Laufpose (3-10 g Tragkraft) und drei jeweils 1-2 m lange Vorfächer mit je einem Angelhaken. Die Laufpose ist wichtig weil das Wasser sehr tief ist. Das Vorfach ist so lang damit der Köder (Brotflocke, Garnelenteile oder Tintenfischstücke) natürlich im Wasser absinken kann und sich in seinem Absinkverhalten nicht wesentlich vom Anfütterungsmaterial abhebt. Wenn weit ausgeworfen werden muss, so wird oft wird direkt vor dem Hauptblei ein Futterkorb (Schnurführung durch die Mitte) angebracht, der mit Brot gefüllt wird. Die herabsinkenden Stückchen führen die Fische direkt in Ködernähe. Das Auswerfen mit den neuen Systemen erfordert etwas Erfahrung, daher sind Anfangs Verwicklungen möglich. Durch das tiefe Wasser, den Wellengang und die vielen Kleinfische sind Fehlbisse deutlich häufiger als im Süsswasser zu erwarten. Beim Angeln mit Brotteig muss sofort angeschlagen werden, wenn 3 Vorfächer verwendet werden, ist nicht gleich nach jedem Fehlbiss ein Einholen notwendig. Als Anfütterungsmaterial dient Brot, das stark aufgeweicht (oft mit kleingehackten Sardinenstücken oder Fischresten versetzt) immer wieder mit einem Löffel in kleinen Mengen nachgeworfen wird, um den Schwarm an der Angelstelle zu halten.
Papageienfische mögen kleine (nur wenige mm gross) Krebschen sehr gerne, die am Uferrand und in Spritzwasserbereichen vielerorts gefangen werden können. Da sie sich schnell in kleinen Löchern verstecken, giessen einheimische Angler manchmal etwas Weinessig in diese Höhlen, um sie herauszulocken und dann zu fangen.
An den Häfen ist der Wellengang meist sehr schwach, hier ist auch Stippangeln möglich, wobei die Schnur mehr Tragkraft aufweisen muss als im Süsswasser, da Meeresfische eine deutlich stärkere Kampfkraft haben als Rotaugen, Schleien, Brassen oder Forellen vergleichbarer Grösse. Gefangen werden meistens Bogas (Gelbstrieme), Salemas (Goldstrieme) und diverse Meerbrassenarten. Da diese Fischarten viele kleine scharfe Zähne haben, empfiehlt sich ein scharfer dünner langschenkliger Haken, der die direkte Berührung mit der Schnur verhindert. Auch Meeräschen (Lisa) lassen sich überlisten, sie nehmen den Köder auch gerne direkt von der Oberfläche auf (Schwimmkugel). Einige einheimische Angler fangen Meeräschen (Lisa) auf eine nicht gerade sportliche Art: Sie füttern zunächst mit getrockneten Brot- und Brötchenstücken an. Wenn Meeräschen auftauchen, stecken in ein getrocknetes Brötchen etwa 10-15 Einzelhaken oder einige Drillinge jeweils an eigener Schnur befestigt und werfen es an einer grossen Wasserkugel oder einem grossen Schwimmer aus. Der Köder wird anschliessend von den Meeräschen attackiert. Eingezogen wird erst nachdem sich eine oder mehrere Meeräschen selbst gehakt haben.
Andere Fischarten wie Papageienfisch (Vieja), Moräne (Morena), Eidechsenfisch (Lagarto), Neon-Riffbarsch (Fula negra), Barrakuda (Bicuda), Wolfsbarsch (Lubina), Meerpfau (Pez verde) bevorzugen dagegen tierische Köder wie rohe Sardinen-, Thunfisch- oder Makrelenstücke, geschnittene ungekochte Gambas, Langustionos (Garnelen), die nicht so preiswert sind und deutlich günstige Tintenfischringe oder Teile von kleinen Tintenfischen. Bei den Spaniern ist Nachtangeln mit Leuchtposen beliebt. Sie benutzen neben tierischen Ködern auch gerne einen Angelteig, in den Fischreste (Sardinen) eingearbeitet wurden.
Wem es langweilig werden sollte, der kann direkt am Felsenrand mit winzigem Haken sehr viele farbenfrohe Kleinfischarten (Riffbarsche, Lippfische, Meerpfau, Kugelfische...) überlisten. Als Köder dienen kleingeschnittene Tintenfisch- oder Makrelenstücke, die nicht so leicht vom Haken abgehen. Meist folgt Biss auf Biss, dies ist ein ideales Erlebnis für Kinder.
Grundangeln
Während auf Fuerteventura lange Sandstrände mit langsam tiefer werdendem Wasser vorhanden sind, gibt es auf den anderen Inseln meist nur Felsenküsten mit rasch tief gehendem Wasser. Es ist gar nicht notwendig weit auszuwerfen, da sich die Fische oft in unmittelbarer Felsennähe aufhalten. Auch an Sandstränden, wo tagsüber Touristen baden kann man im Wasser stehend abends und nachts den Köder nur einige Meter weit auswerfen, es genügt ein kleines Blei und Brotflocke oder gekneteter Teig an 1-3 Vorfächern um erfolgreich (Wolfsbarsche, Meeräschen, Meerbrassen) zu sein.
Da die Meeresbodenverhältnisse der Kanarischen Inseln sehr reich strukturiert sind, können an Felsenküsten Hänger häufig sein, an manchen Stellen ist Grundangeln gar völlig unmöglich. Daher angeln viele Spanier ohne Pose am Grund nur im Bereich der langen Rutenspitze. Wer weiter auswirft, der wird ein Tiroler Hölzl bevorzugen, welches nicht so stark hängen bleibt. Schon kurze Zeit nach dem Auswurf wird man Bewegungen an der Rutenspitze registrieren können, denn am Meeresgrund leben sehr viele Kleinfischarten, die am Köder knabbern. Gefangen werden Barrakudas (Bicuda), Eidechsenfische (Lagarto), Papageienfische (Vieja) und manchmal auch das für den Menschen giftige Petermännchen (Araña).
An der Fischtheke im Supermarkt sind kleine Makrelen preiswert zu erwerben. Sie sind ein guter Köder für Zackenbarsche und Barrakudas. Da sie genügend schwer sind, können sie im Hafenbereich auch ohne Grundblei ausgeworfen werden. Sie werden mit einer Ködernadel durchzogen, so dass der grosse Haken aus dem Maul herausschaut und im Schwanzbereich wird die Ködernadel 2-3 mal hin und her durch den Schwanzbereich durchzogen, damit der Fisch stabil und gerade an der Angelschnur befestigt bleibt. Aber Vorsicht ist geboten, denn die Häfen sind auch bevorzugter Aufenthaltsort von grossen Stachelrochen. Diese verschlucken die ganze Makrele auch sehr gerne und sind oft so gross, dass Angler keine Chance haben sie zu fangen; beim Drill können sie die Angelschur zwischen die Boote ziehen und unangenehme Hänger verursachen.
Da viele Fischerboote vor der Einfahrt in die Häfen Fischabfälle und tote kleine Fische (Makrelen) in Wasser werfen, sind die Hafeneinfahrten zum Sammelbecken von grossen Fischen geworden. Hier sind Hochseeruten unerlässlich. Als Köder dienen ganze Makrelen am Stahlvorfach. Gefangen werden Barrakudas, meist aber die als Speisefisch ungeliebten Stachelrochen, die wegen ihrem giftigen Stachel am Schwanz beim Enthaken sehr gefährlich werden können.
Spinnangeln
Spinnangeln mit Blinkern und Spinnern erfordert im Meer mehr Geduld als im Süsswasser, da wegen dem sehr klaren Wasser die Fische dem Köder oft “nachlaufen,” aber nicht zupacken. Es ist ein frustrierendes Gänsehaut-Feeling wenn man ein bis drei Barrakudas sieht, die bis kurz vor das Ufer dem Blinker nachschwimmen ohne ihn zu attackieren. Sichere Hotspots sind die Hafenbereiche. Hier lauern Zackenbarsche (Mero), Barrakudas (Bicuda), Blaufische (Anjova) und Hornhechte (Agujón). Sie nehmen oberflächennah oder im Mittelwasser am liebsten schlanke kleine Wobbler, die natürlichen Futterfischen nachgeahmt sind und schnell und ruckartig eingeholt werden. Oft wird an der Angelschur in etwa 1,5-2 m vor dem Wobbler ein Blei geklemmt, um den Wobbler tiefer führen zu können. Erfolgreicher sind Naturködermontagen bei denen ein vorgeschaltetes Blei vor einem toten Köderfisch geklemmt und der dann über dem Boden gezupft wird. Die Schnurlänge vom Blei bis zum Haken sollte als Minimum 70 cm betragen damit sich der Köderfisch in der Strömung natürlich verhalten kann. Da Barrakudas und Zackenbarsche viele kleine Zähne haben, empfiehlt sich ein Stahlvorfach.
Wenn Berufsfischer mit dem Fang heimkommen, versammeln sich oft Barrakudas in Bootsnähe weil sie wissen, dass immer wieder Fische und Fischabfälle ins Wasser geworfen werden. Manche junge Fischer fangen dann ohne Angel nur mit Schnur und Haken. Sie stecken einen grossen Haken in den Rücken oder Schwanzbereich einer kleinen lebenden Makrele und lassen sie unmittelbar am Bootsrand ins Wasser fallen. Sie klemmen dann die Schnur zwischen die Finger und lassen den Fisch frei laufen bis sie dann an einem stärkeren Ruck oder anhand von plötzlicher Bewegungslosigkeit erkennen, dass ein Barrakuda gebissen hat, der dann mit der Hand eingezogen wird.
Bootsangeln
Insbesondere Berufsfischer fangen bis heute noch gerne ohne Angel und nur mit der Handschnur, bei der die Angelleine an einem Stück Holz oder Plastik umwickelt wurde. Man lässt direkt unterhalb des Bootes den Köder absinken bis das Blei auf den Grund fällt und zieht dann nur so weit hoch, dass es nicht mehr den Grund berührt. Bisse werden mit den Fingern registriert. Wer mit Angeln den Fischfang ausübt, der befestigt mehrere Ruten am Boot und bietet den Köder ebenfalls direkt über Grund an.
Big Game Fishing
Hochseeangeln mit erfahrenen Anglern auf Teneriffa, Lanzarote und El Hierro. Trotz des professionellem Equipments ist nicht jeder Tag ein Fangtag. Oft werden nur Bonitos erbeutet, doch manchen Tagen beissen Bonitos, Thune und Wahoos einer nach dem anderen.
Stausee-Angeln
Auf Gran Canaria, Gomera und Teneriffa (in der Nähe von San Miguel) gibt es auch Stauseen mit Karpfen und Barschen. Für Touristen gibt es Tageslizenzen im Touristenbüro.
Egal wo auf den Kanarischen Inseln Teneriffa, Gran Canaria, Gomera, Lanzarote, Fuerteventura und El Hierro auch immer geangelt wird, es ist eine Freude bei ganzjährig herrlichem Wetter im Urlaubsfeeling Fische zu fangen. Da die meisten Fische sowieso zurückgesetzt werden müssen weil sie im Hotel nicht selbst zubereitet werden können, gibt es auch keinen Erfolgsdruck, nur die Freude am Angeln in herrlicher Natur mit wunderbaren Sonnenuntergängen zählt.
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