Der Kanarische Archipel erhebt sich aus über 3.000 m Tiefe aus dem Meer empor. Die Zone bis 200 m, das sog. Schelfgebiet ist ökologisch besonders interessant weil es Lebensraum für zahlreiche Meeresorganismen bietet, darunter auch viele z.T. seltene Fischarten. Ausgedehnte Schelf-Gebiete gibt es bei Fuerteventura und Lanzarote.
Das Inselökosystem erhält Niederschlag hauptsächlich in Form von Regen, wobei die Luvseiten feuchter sind als die Leeseiten.
Durch das Auskämmen von Wassertropfen aus der Wolkenzone durch Pflanzen (Kanarenkiefer, Erika, Lorbeer) kommt ein weiterer wichtiger ökologisch relevanter Faktor hinzu. Die Bäume geben dabei mehr Wasser ab, als sie selber verbrauchen. Daher wurden weite Gebiete der Waldzone unter Schutz gestellt. Auf El Hierro wurden die Bäume zur Trinkwassergewinnung sogar „gemolken“. Man befestigte Auffangflächen und konnte so das herabfliessende Wasser als Trinkwasser nutzen.
In den trockenen Zonen erlangt auch Tau eine Bedeutung und bringt über 10-14% mehr Niederschlag im Jahr, wobei die Werte in Fuerteventura und Lanzarote sogar noch höher liegen. Grund ist die schlechte Leitfähigkeit der vulkanischen Lapilli- und Sandböden, die bei klarem Nachthimmel rasch abkühlen und Wasser kondensieren lassen, welches die Pflanzen dann aufnehmen können.
Dauergewässer gibt es nur auf La Palma und La Gomera, in Teneriffa saisonal im Barranco del Infierno. La Palma besitzt den längsten natürlichen Wasserlauf der Kanaren (Barranco de las Angustinas), im Norden La Gomeras kommen die meisten Wasserläufe und Quellen vor. Bekannte Stauseen (span: Presas) gibt es nur auf Gran Canaria (Soria, Presa Cueva de las Niñas, Parralillo, Presa de Chira).
In der Vergangenheit ist mit Wasser nicht immer sorgfältig umgegangen worden. Die Abholzung der Wälder auf weiten Flächen und die Nutzung des Grundwassers hat die Anzahl der Wasserläufe stark reduziert. 1860 gab es auf Teneriffa noch 22 ganzjährig fliessende Bäche, heute kein einziges mehr (vgl. NEFFE 1991). Auch auf Gran Canaria sind etwa 30% der Brunnen ausgetrocknet und selbst 400 m tiefe Brunnen sind bedroht.
Insbesondere die Grundwasser-Ausnutzung für die Banenplantagen hat den Wasserspiegel auf den Kanarischen Inseln deutlich sinken lassen und hat dazu geführt, dass das Grundwasser auf Teneriffa in den letzten 60 Jahren um fast 800 m (!) gesunken ist. Während auf Teneriffa und La Palma dazu zahlreiche Stollen (Galerias) errichtet wurden, erfolgte die Wasserausschöpfung auf Gran Canaria durch viele Brunnen, die sog. Pozos, mit bis zu 150-300 m Tiefe. Allein auf Teneriffa gibt es etwa 1.000 in Fels gebohrte Stollen mit einer Gesamtlänge von 1.700 km und 500 Brunnen, die im Durchschnitt etwa 120 m tief sind.
Um negativen Entwicklungen vorzubeugen wurden grosse Waldgebiete auf allen Inseln unter Schutz gestellt. Die Trinkwassergewinnung aus Meerwasser ist zudem wichtiger geworden, nicht zuletzt auch deshalb, weil der Tourismus einen hohen Wasserverbrauch mit sich bringt. Da entsalzenes Wasser nur bis zu einer Höhe von ca. 300 m hoch gepumpt werden kann, ist es an der Küste zwar grün, doch insbesondere das Innere der Inseln kann regional von Trockenheit bedroht sein.