Wie hoch sind die Ausgaben/Investitionen in den Umweltschutz? Wo fliessen die Gelder hin?
Wir haben bisher über 4 Millionen Euro ausgegeben für Projekte zum Schutz von Papageien [Anm. Redaktion: über die Projekte werden wir gesondert berichten]. In diesem Jahr werden wir weitere 700.000 Euro finanzieren. Eines darf dabei nicht übersehen werden: 1994 haben wir alle unsere Papageien an die Loro Parque Fundación geschenkt, so dass der Loro Parque keine Papageien besitzt, sondern diese von der Fundación mietet. Alle Kosten für Aufzucht, medizinische Versorgung, auch die Telefonate usw. trägt der Loro Parque. Somit kommen Erlöse aus der Zucht und dem Verkauf der Tiere (womit Wilddieberei vermindert wird) der Fundación zugute. Auch Projekte im Zusammenhang mit Meeressäugetieren werden von uns unterstützt.
So viele Tiere unter der Obhut zu haben, bedeutet auch eine hohe Verantwortung tragen. Der Sturm Delta hat 2005 auf der Insel die Energieversorgung z.T. über viele Stunden lahm gelegt. Gibt es Sicherheitsmechanismen, die bei einem erneutem unvorhergesehenem Ereignis greifen?
Für den Notfall haben wir mit eigenen 3 Megawatt Aggregaten vorgesorgt. Auch die Wasserversorgung ist stets gewährleistet und mordernste Filteranlagen garantieren die Qualität. Zudem produzieren wir 600 m3 Liter Süßwasser täglich. Wir sind somit in mehrfacher Hinsicht abgesichert. Zudem haben wir 7 Biologen, 3 Vollzeit-Veterinäre mit deren Assistenten, ein eigenes Labor für Viren usw.
Hatten Sie Befürchtung, dass die Vogelgrippe auch die Kanaren erreichen kann?
Ja, daher waren wir die ersten auf Teneriffa, die alle Vogelvolieren aus Sicherheitsgründen abgedeckt haben. Mittlerweile ist nicht von einer Gefahr auszugehen.
Die gesamte Anlage des Parks, angefangen von den Fußwegen, bis hin zu den Volieren und der botanischen Gestaltung, befindet sich in einem auffallend gepflegtem Zustand. Wer ist für die Idee und Durchführung verantwortlich?
Unsere Abteilungsleitung begutachtet den Zustand aller Flächen regelmäßig und bringt neue Ideen rein. Ich selber gehe 1 mal in der Woche durch den Park mit einem Zettel in der Hand und notiere alles, was verbessert oder verändert werden sollte.
Sie sind ein Mann, dessen Terminkalender voll ist. Wohin gehen Ihre Auslandsreisen? Begleiten Sie die Auswilderungsaktionen? Wie oft haben Sie selbst noch Zeit die Vogel- und Tiergehege zu begutachten?
Hauptsächlich am Wochenende betrachte ich die Volieren und schaue nach neuen Entwicklungen. Im März fliege zur ITB [Fachmesse der internationalen Tourismus-Wirtschaft] nach Berlin. Weitere Reisen gehen nach Uruguay, Südamerika und Thailand, wo verschiedene Biotope angeschaut werden. Im Oktober/November vergangenen Jahres hatte ich eine gefährliche achttägige Reise mit dem Jeep durch Brasilien. Aber das ist wiederum auch etwas, was besonders in Erinnerung bleibt.
Was die Auswilderung anbetrifft, so mussten wir unsere bisherigen Ideen revidieren und eine Neuorientierung vornehmen. Der Bestand an Spix-Aras liegt weltweit mittlerweile bei 70 Stück. Ein reines fliegenlassen an einem bestimmten Ort hat keinen Sinn. Wir möchten ja nicht in die Hände von Trappern arbeiten, welche die an Menschen gewöhnten Tiere dann einfach einfangen und teuer verkaufen. So haben wir uns entschlossen Eier von bedrohten Papageien in Gelege von verwandten Arten zu legen, ähnlich dem Kuckucksei-Prinzip. So ist sichergestellt, dass die Tiere in freier Wildbahn aufwachsen, sich an ihrem Standort zurecht finden und auf Dauer stabile Populationen bilden können.
Sie sind Generalkonsul von Thailand. Wie kam es dazu und wie sieht die Arbeit dafür konkret aus?
17 Jahre lang war ich Generalkonsul von Gambia. Eines Tages wurde der demokratisch gewählte Präsident, Dawda Kalraba Jawara, von Söldnern aus seinem Amt vertrieben. Die Internationale Staatengemeinschaft hat es nicht verhindert. Die Nachfolger erwarteten von mir, dass ich sie weiterhin vertrete, was ich unter diesen Umständen jedoch abgelehnt habe. Zu diesem Zeitpunkt wurde gerade unser Thaidorf fertig gestellt und die Thailändische Prinzessin Galyani Vadhana kam zu Besuch. Bei einem Abendessen fragte dann der Botschafter, ob ich Interesse hätte das Konsulat auf Teneriffa zu übernehmen. 2 Jahre später kam auch Königin Sirikit. So entwickelte sich eine überaus positive Verbindung zu Thailand. Meine Aufgabe ist es hauptsächlich die Handelsbeziehungen zu fördern, ferner in Not geratenen Thailändern zu helfen.
Eine Frage von Touristen und Residenten ist, warum im Loro Parque dem Standort nicht spezifische Tiere, wie Tiger, Gorilla oder gar Pinguine gezeigt werden, aber nicht die endemische Kanarenfauna, wie die verschiedenen Rieseneidechsen, die einzigartigen Fisch- und Vogelarten (Urform des Kanarienvogels, Blaufink...)?
Erst vor wenigen Tagen habe ich mit dem Vizepräsidenten von El Hierro gesprochen. Wir sprachen dabei auch über die Rieseneidechsen. Es geht jedoch nicht darum, diese seltenen Tiere in den Loro Parque aufzunehmen. Denn von Seiten der Kanarischen Regierungen besteht kein Interesse dafür. Das ist auch verständlich, denn Besucher sollen ja die Einzigartigkeit einer jeweiligen Insel am Ursprungsort kennen lernen und es soll nicht eine Art Konkurrenz entstehen, die negativ wäre. Für die Kanarische Fauna gibt es spezielle Parks auf den Inseln. Die Vögel der Kanaren unterstützen wir dadurch, dass wir die hiesigen Vogelvereine fördern, nicht dass wir Vögel einfangen und dann den Zuschauern zeigen. Auch für die Meerestiere haben wir spezielle Schutzprogramme. Unsere Hauptaufgabe ist es jedoch Papageien in Not zu helfen. Vogelschutz ist gleichzeitig auch Biotopschutz, denn auf diese Weise schützen wir damit auch Tiger, Elefant und all die anderen Tiere in ihrem Lebensraum.
Sie haben jetzt ein Angebot für Residenten, eine Jahreskarte für 60 Euro?
Das ist richtig und das soll auch so bleiben. Das Angebot ist deutlich günstiger als bei vergleichbaren Parks. Es geht nicht darum den Leuten „das Geld aus den Taschen zu ziehen“, denn wir möchten die hier lebenden Residenten und all denen, die sich nur über den Winter auf Teneriffa aufhalten, ermöglichen unseren Park viel öfter zu besuchen. Es gibt ältere Personen, die wir fast wöchentlich hier antreffen, und das ist es, was uns auch besonders freut. Ich wünschte viel mehr Einwohner Teneriffas würden diese Möglichkeit nutzen.
Im Süden der Insel entsteht derzeit der Siam Park, ein grosser Wasser-Erlebnispark mit Tieren, der von Ihrem Sohn (Christoph Kiessling) betreut wird. Wie kam es dazu?
Wir haben mit unserem Beraterteam darüber gesprochen und haben überlegt, einen neuen und auf der Welt einzigartigen Wasserpark zu eröffnen. Wir haben Christoph ausgewählt, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Ich selber fahre jede Woche ein mal in den Siam Park, um die Baumassnahmen zu verfolgen. Mit diesem neuen Projekt wollten wir den Zauber der tropischen indonesischen Welt nach Teneriffa hinüber bringen.
Wie sind Ihre Pläne für die Zukunft? Gibt es noch einen "Traum", den Sie sich für Ihren Park erfüllen möchten?
Träume gibt es viele. Ich hoffe mal Zeit zu finden, um ohne Druck in die Südsee zu fliegen, was ich noch nie gemacht habe. Für den Park selber, sind wir an die Obergrenze dessen angelangt, was zu erreichen ist, denn es gibt keinen Raum zur Vergrößerung. Derzeit arbeiten wir an der neuen Freiflughalle und werden zunächst dieses Projekt abschliessen...
Vielen Dank!
Offener Brief von Herrn Kiessling zum Thema “Orca Morgan:”
Offener Brief Loro Parque
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Ausführliche Informationen über die Papageien, Orcas, Delfine und weitere Tiere gibt es im jeweiligem Kapitel und hier.
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