Alle 7 Inseln sind ein lebendiges Museum an seltenen Pflanzenarten. Der grosse Artenreichtum kann durch die lange Entwicklungszeit erklärt werden. Von den Eiszeiten wurden die Kanaren nur wenig beeinflusst. Die Vegetation wurde zwar gelegentlich durch Vulkanausbrüche zerstört, nie jedoch ganz, so dass aus den Randbereichen erneut Besiedlung erfolgen konnte. Alleine aus einer Art, die vor 2 Millionen Jahren auf dem Archipel gestrandet ist, konnten sich 67 Dickblattspezies, davon 32 Aeonien entwickeln (vgl. SCHWÄGERL 1998, S.80). Im Vergleich dazu gibt es in Grossbritannien mit mehr als der 30fachen Fläche nur 15 Endemiten und nur ca. 1.600 Pflanzenarten. 50% aller endemischen Arten Spaniens leben auf den Kanaren. Auf Grund der besonderen geographischen Vielfalt ist Teneriffa nicht nur die artenreichste Insel des Archipels, sondern auch ganz Makronesiens. Die grossen Unterschiede zwischen dem kühlen und feuchten Anaga-Gebirge im Norden der Insel und dem trocken heissen Küste im Süden und die gut ausgeprägte Höhenstufung bieten die unterschiedlichsten Lebensräume und Entwicklungsmöglichkeiten. Es kommen zahlreiche Wolfsmichgewächse (Euphorbia), Natternköpfe (Echium, 23 Endemiten), Cineranien (Senecio, 14 Endemiten), Margeriten (Argynatheum, 21 Endemiten) und Dickblattgewäche (Crassulaceae, 67 Endemiten) vor.
Die bekanntesten endemischen Arten sind Kanarischer Drachenbaum (Dracaena drago, Bild oben rechts), Kanarenkiefer (Pinus canariensis), Teideveilchen (Viola cheiranthifolia), Natternkopf (Echium wildpretii, E. simplex) und die Kanarenpalme (Phoenix canariensis). Drachenbäume haben keine Jahresringe, so ist die Altersbestimmung äusserst schwierig. Der Drachenbaum bei Icod de los Vinos (Teneriffa) soll laut Meinung der Einwohner gar 1.000 Jahre alt sein. Botaniker haben sein Alter anhand der Sprossen jedoch auf immerhin über 400 Jahre geschätzt, was diesen Baum zu einem der ältesten Lebewesen der Welt macht.
Die Konkurrenz durch eingeschleppte Arten, die Abholzung der Wälder und die menschliche Überformung der Landschaft haben dazu geführt, dass mehrere Endemiten ausgestorben sind und einige nur noch in Parks und Botanischen Gärten existieren. 380 Pflanzenarten stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Um die grosse Artenfülle so lange wie möglich zu erhalten, sind grosse Gebiete auf allen Inseln unter Naturschutz gestellt worden.
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